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Eine Heimatsgeschichte. II.

9. 6. 2011

Eine Heimatsgeschichte.

Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes.

Von Obertierarzt Josef Schmidt (Einsiedl).

II.

Im Bergbaue find hier übrigens auch vorher schon Deutsche tätig gewesen. So kamen immer mehr Deutsche ins Land und verbreiteten hier mit dem Christentum auch deutsches Volkstum und deutsche Kultur. — Im Jahre 1381 wütete im Teplerlande die Pest so stark, daß fast die ganze Bevölkerung ausgestorben ist. Abt Bohusch von Ottoschitz berief nun abermals deutsche Christen in das Land und ssiedelte sie in den ausgestorbenen deutsschen und tschechischen Ortschaften an. Von dieser Zeit an ist das Teplerland wieder deutsch, wenn sich auch da und dort noch einige tschechische Sippen erhalten hatten, so wurden selbe mit der Zeit vom! überwiegend deutschen Volksteil aufgesogen. Das Land, welches bis in das sechste Jahrhundert bereits von Deutschen, den Markomannen, bewohnt war, wurde auf diese Welse dem Deutschtum wieder zurückgewonnen. — Die Pest hat auch in den Jahren 1437 und 1549 viele Opfer gefordert. Die Sage erzählt, daß Einsiedl einmal bis auf eine Magd, das andere Mal bis auf neun Personen an Pest ausgestorben sei. Zur Erinnerung an diese Zeit hat die Schuljugend alljährlich am Gregori-Tag festliche Umzüge von Haus zu Haus veranstaltet und dabei religiöse Lieder gesungen. Dieser schöne Brauch ist 1875 von der Schulleitung abgeschafft worden.

Im vierzehnten Jahrhundert gehörte Einsiedl den Herren Tullinger. diese waren Lehensritter des Stiftes Tepl. Nach diesen war Kaspar von Neuburg der Herr von Einsiedl, der es dann um das Jahr 1400 dem Stifte Tepl verkaufte.

In der Zeit der Hussitenkriege (1419—1436), besonders aber im Jahre 1422, wurde auch das Teplerland von den Hussiten stark verwüstet. Das Dorf Krips wurde damals von den Tschechen ganz ausgemordet und dann niedergebrannt. In jener Zelt ist auch die Siarduskirche bei Einsiedl zerstört worden. Erst im Jahre 1615 ließ Abt Ebersbach die Kirche wieder aufbauen und neben der Kirche eine Einsiedelei errichten. Bei den Aufräumearbeiten der alten verfallenen Kirche fand man im Schutt ein Bild, des hl. Siardus. Dieses Bild wurde 60 Schritte oberhalb der Kirche an dem Stamm einer Fichte, über dem angeblichen Grabe des Prinzen Siardus, aufgemacht. Da bei diesem Bilde einige Wunder geschehen sein sollen und der Brunnen bei dem Kirchlein wundertätige Heilkraft besitze — heißt es doch, in einer Urkunde vom 8. Scheidung 1664 über genannten Brunnen wörtlich: „Nicht weit vom Kirchlein befindet sich ein kleiner Brunnen, dessen Wasser für die meisten Krankheiten heilsam sein soll, welches die umliegenden Bewohner noch heute aus Erfahrung bezeugen.“ — So wurde die Siardus- oder Johanniskirche, wie sie nun genannt wurde, bald ein gerne besuchter Wallfahrtsort, wo Gottesdienste abgehalten wurden und sich Kranke aus dem Wunder-Brunnen das heilende Wasser schöpften. Der Brunnen besteht heute noch unterhalb der Ruine, zwanzig Schritte vom westlichen Ende derselben entfernt Das Siardusbild wurde im Jahre 1750 entwendet und ist seitdem nicht, mehr zum Vorschein gekommen. Die Bäume über dem Siardusgrabe wurden später abgesägt und die Stelle geebnet. Die Kirche und Einsiedelei wurden unter Kaiser Josef II., welcher alle abseits stehenden Kirchen und Mönchsniederlassungen als Zwecklos aufhob, im Jahre 1782 von Einsiedler Bürgern um 25 Gulden gekauft und im Jahre 1788 abgetragen. Das verwendbare Bauzeug wurde beim Kirchenbau in Royau verwendet; die Glocke kam in die Landeker Kirche. So stehen heute an dieser Stelle nur mehr Ruinen als Gedenkzeichen an die schon frühzeitig begonnene deutsche Besiedlung des Teplerlandes.

Von denn tschechischen Hussiten sind hauptsachlich die deutschen Ortschaften in Böhmen verwüstet worden, im Gefolge dieser Kriege kamen Hüngersnot und Seuchen; kein Wunder, daß viele deutsche Ortschaften des Teplerlandes nach der Hussitenzeit stark verarmt und ausgestorben waren. Um den verarmten und entvölkerten Gemeinden wieder aufzuhelfen, verlieh Abt Ratschko denselben verschiedene Freiheiten und Rechte. So wurde, laut einer Urkunde vom 10. Heuert 1437, das Dorf Einsiedl zur Marktgemeinde erhoben und mit deutschem Rechte ausgestattet. Manche Gemeinden haben sich vor den Hussiten dadurch geschützt, daß sie die Huslehre annahmen, so unter anderen die Städte Tepl und Neumarkt. Die Anhänger dieser Lehre wurden auch Utraquisten genannt und ihr äußeres Zeichen war, an Stelle eines Kreuzes, ein Kelch am Turm ihrer Kirche, Als dann neunzig Jahre später, um das Jahr 1520, die Lutherische Lehre auch nach Böhmen drang, fand sie besonders bei den Utraquisten freudige Aufnahme; so daß das Teplerland und überhaupt ganz Böhmen bald überwiegend protestantisch waren. In jener Zeit waren im Teplerlande die Städte: Tepl, Neumarkt, Einsiedl; die Dörfer: Pistau, Landek, Pauten, Borau, Rankowitz, Hurschk, Prosau, Kramling, Pobitz, Royau u.a.m. protestantisch geworben. Ja sogar Stifts. geistliche waren evangelisch gesinnt und empfingen vom protestantischen Seelsorge aus Einsiedl das Abendmahl in beiderlei Gestalten. Das katholische Stift Tepl kämpfte mit allen Mitteln gegen die Ausbreitung der Lutherischen Lehre. Die evangelische Stadt Tepl wurde damals vom Stifte besonders hart mit Abgaben aller Art, Frohndienst, Stolagebühren u. a. bedacht. Dies verursachte im Jahr 1526 einen Aufstand der Tepler Bürger gegen das Stift. Es war am Freitag nach Christihimmelfahrt, da hat der protestantische Bürgermeister Wenzel Wolfgang von Tepl den Abt Peter II. des Stiftes Tepl, er möge in die Stadt auf das Rathaus kommen, wo er ihm, angeben möchte wie die Stadt am leichtesten wieder katholisch gemacht werden könne. Als der Abt im Rathause war, forderten die Tepler erst die Freilassung ihres Mittbürgers Franz Höckel. Als der Abt diese Forderung abschlug, brach der Aufruhr los. Der Abt flüchtete, wurde jedoch eingeholt und unter Spott und Hohn auf einem Karren in das Stift gefahren. Hier wurde Abt Peter II. in sein Zimmer geführt, wo die protestantischen Tepler die Herausgabe des Kirchenschatzes forderten. Der Abt antwortete daß er keinen Kirchenschatz besitze. Hierauf ging die Menge daran das ganze Stiftsgebäude zu durchsuchen und zu plündern. Im Stiftkeller fanden die Leute Bier und Wein, taten sich daran gütlich und berauschten sich.

SCHMIDT, Josef: Eine Heimatsgeschichte. Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes. II. In: Deutsche Landpost, Jahrg. 2, Nr. 153, 11.7.1920, S. 4
 
 

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