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Sommer, J. G.: Das Königreich Böhmen (1838)

12. 6. 2011

Johann Gottfried Sommer

Das Königreich Böhmen

statistisch-topografisch dargestellt

Pilsner Kreis

Stifts-Herrschaft Tepel

48. Einsiedel (Heremito - Mnichow, Mieschow), 2¼ St. nnw. vom Stifte, an der Straße von Marienbad nach Karlsbad, unter 50° 2' 20" Breite und 30" 27' 29" Länge, 372½, W. Kl. über dem Meere, Schutz- und Municipal-Stadt von 136 H. mit 806 E., hat 1 Pfarrkirche zu den heil. Aposteln Peter und Paul, 1 Pfarrei und 1 Schule, sämmtlich unter dem Patronate der Stiftsobrigkeit, 1 Rathhaus, 1 städt. Bräuhaus (auf 14 Faß), 1 Branntweinhaus, 1 städt. Bürgerspital, 1 Serpentinwaarenfabrik, 7 Wirthshäuser und 4 Mühlen (die Neu-, die Brand-, die Fritz- und die Schöppel- oder Siardsmühle). Die von Schaller erwähnte Kirche zu St. Johann dem Täufer außerhalb der Stadt, westlich, besteht nicht mehr. Die Pfarrkirche, bei welcher jetzt 2 Priester angestellt sind, erscheint als solche schon 1384, und ist 1719 — 1725, vom Abte Raimund Wilfert II. ganz neu erbaut worden. Sie gehört unter die schönsten Landkirchen Böhmens. Ihre Länge beträgt 166 Fuß, die Breite 61 und die Hohe 52 Fuß. Die mit schönen Bildhauer-Arbeiten verzierte Kanzel ist aus der Kirche des unter K. Joseph ll. aufgehobenen Prämonstratenserinnen-Stiftes zu Chotieschau hieher übertragen worden. Der nicht minder kunstreich gearbeitete Taufbrunnen besteht aus Hiesigem Serpentin. Eingepfarrt sind, außer der Stadt selbst, die hiesigen Dörfer Rauschenbach, Kschiha, Pfaffengrün und Paßlas. Bis 1788 gehörten zum hiesigen Sprengel auch die jetzigen Lokalien Royau und Grün (Hft. Petschau), welche noch immer den Zehnten und die Stola an den Einsiedler Pfarrer zu entrichten haben. Die Stadt hat ihren eigenen Magistrat, mit einem Bürgermeister und einem geprüften Rathe. Das älteste Siegel ist wahrscheinlich aus dem XlV. Jahrhunderte und enthält wie das spätere von 1560 und zwei neuere, als Wappen der Stadt, einen Schild mit dem aufrecht stehenden, rechts gewendeten böhmischen Löwen, über dem Schilde einen geschlossenen Helm und eine Krone mit einem Hirschgeweih. Von wem und wann dieses Wappen nebst der Befugnis, mit rothem Wachs zu siegeln, der Stadt ertheilt worden, ist nicht bekannt. — Die Einwohner nähren sich hauptsächlich von verschiedenen städtischen Gewerben und zum Theil vom Hopfenhanlel. Mit Polizeigewerben waren am Anfange des Jahres 1836 59 Meister und andere Gewerbsbefugte, 33 Gesellen und 13 Lehrlinge; mit Commercial-Gewerben 21 Meister und Befugte, 8 Gesellen und 4 Lehrlinge, mit freien Gewerben 2 Gewerbs-Inhaber und 23 Hilfsarbeiter, und mit Handel 16 Befugte nebst 39 Gehilfen, zusammen also mit Gewerbsindustrie 218 Personen beschäftigt. Die wichtigste Gewerbeanstalt ist die k. k., mit einfacher Befugniß privilegirte Serpentinwaaren-Fabrik, welche von 7 Theilnehmern (hiesigen Bürgern) mit 21 Hilfsarbeitern betrieben wird, von denen ein Steinmetz-Meister das ganze Werk leitet. Unter den übrigen Gewerbtreibenden befinden sich: 4 Bäcker, 1 Bierbrauer, 7 Bierschanker, 1 Branntweinbrenner, 2 Drechsler, 1 Faßbinder, 6 Fleischhauer, 2 Glaser, 1 Griesler, 2 Hutmacher, 1 Kammmacher, 3 Miethkutscher, 4 Müller (worunter 2 Sägmüller), 7 Musikanten, 4 Roth- und Lohgärber, 2 Sattler, 3 Schlosser und Nagelschmiedte, 3 Schmiedte, 3 Schneider, 4 Schuhmacher, 2 Schwarzfärber, 1 Seifensieder, 1 Seiler, 2 Steinmetze, 4 Tischler, 2 Töpfer, 1 Wagner, 1 Weber, 2 Weinschänker und 1 Zimmermeister (3 Gesellen). Handelsleute sind 2 Krämer und 14 Hopfenhändler. — Die Stadt hat Privilegien auf 3 Jahrmärkte (am 2. Montag nach Ostern, am 1. Montag nach Johann dem Täufer und am Montag vor Galli), auf welchen in ungefähr 30—35 Buden und Ständen ein geringer Verkehr in den gewöhnlichen Artikeln der Landmärkte Statt findet. Die Wochenmärkte, zu welchen die Stadt ebenfalls berechtigt ist, werden nicht besucht. — Sanitätspersonen find 1  graduirter Arzt, 2 Wundarzte und 3 Hebammen. — Das seit uralter Zeit bestehende Armen-Institut war bis zum Anfang des Jahres 1836 noch nicht geregelt, hatte aber ein Stammvermögen von 770 fl. C. M. und 923 fl. 29¼ kr. W. W., und im J. 1835 eine reine Einnahme von 67 fl. 26 kr. C. M. und 38 fl. 42 kr. W. W. von welchen 2 Arme mit 24 fl. und 18 fl. W. W. betheilt wurden. Andere Arme waren nicht vorhanden. Außer dem besteht in Einsiedel seit älterer Zeit 1 Spital mit einem Stamm - Vermögen von 1065 fl. 35 kr. W. W.. worin 5 Pfründler freie Wohnung haben und von der Stiftsobrigkeit jährlich 5 Klafter Brennholz erhalten. Dieses Spital ist auch verpflichtet, durchreisende Arme im Erkrankungsfalle aufzunehmen, zu verpflegen und die Sterbenden begraben zu lassen. Um die Zeit. als das Tepler Kloster gegründet wurde, soll an der Stelle w. von der Stadt, wo man jetzt die Ruinen der ehemaligen vom Abte Andreas Ebersbach von Ebersbach 1615 erneuerten Siards- oder St. Johannis-Kapelle sieht, ein sachsischer Prinz (?). Namens Siard oder Siardus, als Einsiedler gelebt haben. Das in der Nähe entstandene und nach dieser Einsiedelei benannte Dorf gehörte um das Jahr 1360 dem Bohuslaus Tullinger, Lehnritter des Stiftes Tepel, und nach ihm dem Kaspar von Neuburg, von welchem es Abt Sigismund für 300 fl. (Schock?) kaufte. Abt Račko erhob 1437 den durch die Pest fast ganz entvölkerten Ort zum Marktflecken und ertheilte ihm dieselben Privilegien, welche Tepel früher erhalten hatte. Abt Anton überließ 1529 den Bürgern, wegen der Treue, die sie bei einem Aufstande der Unterthanen 1525 dem Abte Peter II. bewiesen hatten, den obrktl. Hof in Einsiedet für 300 fl. K. Ferdinand I. verpfändete 1530 den Markt sammt 20 umliegenden Stiftsdörfern an die Herren von Pflug, auf Petschau und Schlackenwald. für 10000 Schock Groschen. Als sich diese aber später wider den Landesfürsten auflehnten, wurden ihnen die verpfändeten Orte wieder entzogen und dem Tepler Stifte zurückgestellt. Die zum Protestantismus übergegangenen Einwohner wurden schon 1587 wieder zum katholischen Glauben bekehrt. Die Aebte Andreas Ebersbach und Johann Pecher ertheilten der Stadt 1620 und 1637 die Jahrmarkts-Privilegien und das Recht eines wöchentlichen Getraidemarkts am Donnerstage. Abt Hieronymus Ambros verlieh 1747 ihr das Recht. Branntwein zu trennen, und K. Joseph II. bewilligte ihr 4 Viehmärkte (16. Febr., 20. Juni, 15. August und 7. Nov.), welche aber nicht gehalten werden.

49.  Rauschenbach, 2¼ St. nw. vom Stifte, am Kaiserwalde und an einem kleinen Bache, D. von 66 H. mit 442 E., nach Einsiedel eingpf., hat 1 im J. 1747  erbaute, der Gemeinde gehörige Kapelle zu Mariä-Hilf, 1 Schule,  1 unterthänigen Contributious-Schüttboden und 1 obrktl. Mühle (Porkel- oder Borkelmühle).   In der Nähe im Walde ist eine schwefelhaltige Quelle.

50.  Paßlas (Bohuslaw), 2 St. nnw. vom Stifte,  an der Gränze des Elbogner Kreises, D. von 18 H. mit 171 E., nach Einsiedel eingepfarrt.

51. Pfaffengrün, 1¾ St. nnw. vom Stifte, D. von 18 H. mit 93 E., nach Einsiedel eingepfarrt.

52.  Kschiha,  1½ St. nw.  vom Stifte. D. von 36 H. mit 218 E., nach Einsiedel eingepfarrt, hat I eisenhaltige Quelle.

53.  Royau, Rojau (Rojowo), 1¾ St. wnw. vom Stifte, an der Straße von Marienbad nach Karlsbad, D. von 73 H. mit 453 E., hat seit 1788 eine Lokalie-Kirche zu den heil. Aposteln Johannes und Paulus, 1 Lokalisten-Gebäude und  1 Schule, sämmtlich unter dem Patronate der Stifts-Obrigkeit.   Außer dem Dorfe und der abseits s. gelegenen, hieher conscribirten Podhorn-Mühle  ist kein anderer Ort zur Lokalie eingpf.

54.  Klein-Sangenberg oder Sangerberg, 3¼ St. nw.vom Stifte, jenseits des Kaiserwaldes, an der Gränze des Elbogner Kreises und am Rota-Bache, D. von 30 H. mit 237 E., nach Grün (Hft. Petschau) eingpf., hat 1 Mühle und einen trefflichen Sauerbrunnen. Im J. 1486 wurden hier Silbergänge entdeckt, welche der damalige Abt Sigismund  mit einigen Gewerken bauen und ans deren Ausbeute bald herauf zwei silberne Bildsäulen und zwei Monstranzen für die Stiftskirche gießen ließ. Noch 1532 stand dieses Bergwerk im Betriebe, aber nach 1568 gerieth es in Verfall *). Im Jahre 1821 schlug man hier auf Eisenstein ein und fand wieder etwas Silber.

*) Graf Sternberg, a. a. O. 1. 2. S. 270 u ff.

 

strany 272 až 274
 

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